Midori – Ausführliche Projektbeschreibung
In der aktuellen Zeit überlagern sich die Auswirkungen einer jahrelangen Pandemie, einer globalen Klimakrise sowie alter und neuer Kriege in verschiedenen Weltregionen. Während die leichtfertige Nuklearrhetorik des russischen Präsidenten die deutsche Bevölkerung verunsichert, fühlen sich Japaner*innen zusätzlich von den Militäraktionen Nordkoreas bedroht. In dieser Zeit ist es besonders wichtig, Haltung einzunehmen und Zeichen für Frieden, internationale Begegnungen und Räume für kulturellen Austausch zu eröffnen. Kein anderer Ort scheint mir dafür besser geeignet zu sein als Hiroshima und kein anderer Zeitpunkt besser als das Jahr 2023.
In diesem Jahr jährt sich die Städtepartnerschaft zwischen Hannover und Hiroshima zum 40. Mal. Städtepartnerschaften dienen der Begegnung, dem Lernen von- und miteinander. Begegnungen individuell und kommunaler Ebene können die Grundlage für dauerhaften Frieden schaffen.
Für mein Literaturprojekt Midori verbringe ich von Ende April bis Anfang Juli eine Recherchezeit in Hiroshima. Die Stadt, die jene nukleare Zerstörung erlebt hat, vor der wir uns stärker denn je fürchten müssen, werde ich mit Student*innen, Künstler*innen sowie Friedensaktivist*innen gemeinsam erkunden und mich mit ihnen über ihre Zugänge zu Erinnerungs- und Gedenkkultur austauschen. Was bedeutet heute das „Gedenken an Hiroshima und Nagasaki“? Und wer wird uns vor den – von uns selbst erfundenen – Waffen retten, wenn nicht eine neubelebte globale Friedensbewegung? Der Blog wird mit einer Instagram-Seite @projektmidori verbunden, auf der Hiroshima visuell erlebbar gemacht wird.
Nach meiner Rückkehr werde ich mindestens drei Lesungen in Hannover durchführen und stehe für Vorträge, Schreibworkshops und weitere Formen von Wissenstransfer zur Verfügung.
Dabei wird bei Midori der Fokus sich nicht auf negative Aspekte verengen. Eine ebenso wichtige Rolle spielen die Beziehungen des Menschen zu seiner Umwelt sowie Klimaschutz – Themen, die in der japanischen Gesellschaft fest verankert sind (u.a. durch den „Tag des Grüns“ am 4. Mai) und die nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima auch zunehmend an politischer Bedeutung gewinnt. Mich interessieren dabei die Aspekte der Wertschätzung von Natur, Erhaltung und Ausbau von städtischen Lungen, der Gegensatz von Megacities und Land, sowie die Bedeutung von Natur als Orte der Besinnung, des Friedens und der Hoffnung.