お
みず
おみず
を ください
お
みず
おみず
を ください
ein fenster zur straße
draußen, donnerschlag
das glas wölbt sich
winzige splitter regnen hinein
meine oma steht am fenster
die tropfen bohren sich in ihren kleinen körper
blut spritzt aus ihrer hand
die straße füllt sich
leute, die kommen, ein merkwürdiger gang
gebeugt
sie sind bestimmt verletzt und bluten,
blut ist doch rot
von kopf bis fuss sind sie grau
vor unserem haus
haben wir blumen,
blau, rot, gelb, lila
die sind nun grau
die bombe
löscht alle farben aus
jeden monat stehen wir vor diesem gitter
als augenzeuginnen
jeden monat schreien wir, nein
nein zu krieg vorbereiten für den frieden
nein zu einer weiteren us-militärbasis
sind wir nicht längst das militärische hinterzimmer der usa
leben wir frauen nicht täglich mit 28.000 us-soldaten
die selbst bei schlimmsten vebrechen ungestraft davon kommen
jeden monat stehen wir vor diesem gitter
aber heute schreien wir lauter
diese militärbasis nicht ausgerechnet auf den gräbern derer
die opfer des letzten krieges wurden
wir schreien, so laut wie wir können,
weil wir nicht mehr hinnehmen können,
dass der rest des landes sich vom krieg erholte,
während wir zu einer militären us-kolonie wurden
auf unserer insel sind wir
samt den korallenriffen, die unantastbar waren
samt unseren häusern, unserer kinder, den bäumen in unseren gärten, unseren blumentöpfen
samt allem an uns, um uns herum
eine brautgabe, ein unterpfand
wir träumen davon, dass unsere kinder, unsere insel ohne stracheldraht sehen
nicht die anwesenheit der us-soldaten gewährt uns den frieden
sie macht uns zum angriffsziel
versteht uns nicht falsch
wir wollen eine beziehung zu den usa
aber ohne diesen stracheldraht
nächsten monat stehen wir wieder hier
schreien so laut wie wir können
hört ihr einmal unsere stimmen
Glück / Substantiv / Neutrum [das]
1. [ohne Plural] wenn wir aufgrund besonders günstiger Umstände – manchmal nur zufällig in einem bestimmten Land geboren zu sein – durch ein „großes, unverdientes, unverschämtes Glück“ in einer Umgebung leben, in der wir in Sicherheit leben, unser Glück ausprobieren, in der wir Pläne schmieden mit der Hoffnung auf Erfolg, unser Glück machen, es zu etwas bringen, Wünsche äußern, unser Glück herausfordern, Risiken eingehen, auf gut Glück ohne die Gewissheit eines Erfolges. Glück ab und Glück auf!
2.1 [ohne Plural] das personifiziert gedachte Glück: Kaffee am Morgen. Ein tiefer Atemzug, ein kleiner erster Schluck, das heiße Gleiten durch den Hals, die glücklich entspannten Gesichtsmuskeln.
2.2 [ohne Plural] das personifiziert gedachte Glück: Fortuna, die lieblich ist, aber von Loyalität und Bindung nicht viel hält, sie verlangt Eigenständigkeit, hab Sorge um dein Glück, geschenkt wird es dir nicht ewig. Ich fordere dich auf, sagt sie, über das Glück in Frieden zu leben nachzudenken und die Bedeutung des Wortes Frieden zu verstehen. Hast du je vollends verstanden, was für ein Glück du hast, in einem Land ohne Krieg aufzuwachsen, das seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Frieden lebt und welche Seltenheit das in der heutigen Welt ist?
Midori Blog ist jenen gewidmet, die bei den beiden Atombombenangriffen der USA ihr Leben verloren haben und jenen, die überlebt haben; deren Kämpfe um Anerkennung ihrer Leiden bis heute andauern. Ich verneige mich vor jenen Menschen, die in zweiter, dritter und vierter Generation sich für Frieden und eine aufrechte Erinnerungskultur einsetzen. Denn Erinnern heißt verändern.
Ich verneige mich auch vor allen Menschen, insbesondere Jugendlichen, die für ihre Rechte aufstehen und sich für den Schutz und die Erhaltung der Natur in Japan, in Deutschland und auf ganzen der Welt engagieren. Umweltschutz muss aber auch die Friedensarbeit einschließen. Denn Krieg ist letzlich eines der größten Katastrophen für Mensch, Tier- und Mitwelt.
Mögen wir alle vereint erfolgreich uns dafür einsetzen, dass Atomwaffen und keine anderen Massenvernichtungswaffen jemals wieder eingesetzt werden. Mögen unsere Stimmen lauter sein, als jene, die vergessen haben, die künftigen Generation vor der Geißel des Krieges zu bewahren.
In der aktuellen Zeit überlagern sich die Auswirkungen einer jahrelangen Pandemie, einer globalen Klimakrise sowie alter und neuer Kriege in verschiedenen Weltregionen. Während die leichtfertige Nuklearrhetorik des russischen Präsidenten die deutsche Bevölkerung verunsichert, fühlen sich Japaner*innen zusätzlich von den Militäraktionen Nordkoreas bedroht. In dieser Zeit ist es besonders wichtig, Haltung einzunehmen und Zeichen für Frieden, internationale Begegnungen und Räume für kulturellen Austausch zu eröffnen. Kein anderer Ort scheint mir dafür besser geeignet zu sein als Hiroshima und kein anderer Zeitpunkt besser als das Jahr 2023.
In diesem Jahr jährt sich die Städtepartnerschaft zwischen Hannover und Hiroshima zum 40. Mal. Städtepartnerschaften dienen der Begegnung, dem Lernen von- und miteinander. Begegnungen individuell und kommunaler Ebene können die Grundlage für dauerhaften Frieden schaffen.
Für mein Literaturprojekt Midori verbringe ich von Ende April bis Anfang Juli eine Recherchezeit in Hiroshima. Die Stadt, die jene nukleare Zerstörung erlebt hat, vor der wir uns stärker denn je fürchten müssen, werde ich mit Student*innen, Künstler*innen sowie Friedensaktivist*innen gemeinsam erkunden und mich mit ihnen über ihre Zugänge zu Erinnerungs- und Gedenkkultur austauschen. Was bedeutet heute das „Gedenken an Hiroshima und Nagasaki“? Und wer wird uns vor den – von uns selbst erfundenen – Waffen retten, wenn nicht eine neubelebte globale Friedensbewegung? Der Blog wird mit einer Instagram-Seite @projektmidori verbunden, auf der Hiroshima visuell erlebbar gemacht wird.
Nach meiner Rückkehr werde ich mindestens drei Lesungen in Hannover durchführen und stehe für Vorträge, Schreibworkshops und weitere Formen von Wissenstransfer zur Verfügung.
Dabei wird bei Midori der Fokus sich nicht auf negative Aspekte verengen. Eine ebenso wichtige Rolle spielen die Beziehungen des Menschen zu seiner Umwelt sowie Klimaschutz – Themen, die in der japanischen Gesellschaft fest verankert sind (u.a. durch den „Tag des Grüns“ am 4. Mai) und die nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima auch zunehmend an politischer Bedeutung gewinnt. Mich interessieren dabei die Aspekte der Wertschätzung von Natur, Erhaltung und Ausbau von städtischen Lungen, der Gegensatz von Megacities und Land, sowie die Bedeutung von Natur als Orte der Besinnung, des Friedens und der Hoffnung.